Schottland – North Coast 500

Schottland – North Coast 500

Im letzten Beitrag hatten wir ja schon erwähnt, dass Schottland uns mit wundervollem Sonnenschein empfangen hatte. Da die Fährüberfahrt über Nacht ging, holten wir direkt am Fährhafen etwas von dem fehlenden Schlaf nach und machten uns dann auf nach Ayr, denn wir mussten noch immer unser Gasproblem lösen. Aber auch hier haben wir keine Füllstation finden können. Also fuhren wir weiter nach Glasgow. Dort klappapperten wir wieder diverse Läden ab, aber so sehr sich die Leute auch Mühe gaben, niemand konnte unsere Flasche füllen. Das alte Spielchen begann von Neuem: „Ne, wir füllen nicht (mehr), aber versucht es vielleicht mal hier und dort.“ Wir waren inzwischen echt mega genervt, denn die Suche nach einem Gasabfüller nahm inzwischen einen Großteil unserer Tage ein. Auf einen dieser vielen gut gemeinten Tipps hin besuchten wir einen Wohnmobilhändler, der uns zwar auch nicht mit unserer 5 kg Flasche weiterhelfen konnte, wo aber ein Mechaniker auf einmal eine volle deutsche 11 kg Flasche aus dem Ärmel zauberte. Und nicht nur das, er hat sie uns auch noch geschenkt! Denn einer seiner Kunden hatte auf das britische Gassystem gewechselt und er konnte mit der Flasche eh nix anfangen. Somit hatten wir zunächst erstmal wieder mehr als ausreichend Gas. Jedoch startete dann ein stundenlanges Tetris-Spiel bei welchem wir versuchten, die große Flasche irgendwie in den Bulli zu integrieren. Aber es fand sich kein guter Platz dafür. Das Ding musste erstmal halbwegs ungesichert vor der Küchenzeile Platz nehmen. Aus Gründen der Sicherheit (safety first) waren wir mit dieser Lösung aber nicht gerade zufrieden. Also machten wir einen letzten Versuch bei einem Gasdealer, da wir in dem Fall, dass auch dieser unsere kleine Flasche nicht füllen kann, darüber nachdachten, uns eine kleine britische Flasche zuzulegen, die dann wieder sicher verzurrt im Gasschrank unterkommen könnte. Natürlich konnten wir auch dort keine Füllung bekommen und der Umstieg auf das britische System hätte über 75 Pfund gekostet und wir hätten unsere deutsche Flasche auf den Müll schmeissen müssen. Und drei Wochen später in Skandinavien würden wir wieder vor dem gleichen Problem stehen. Also sind wir seitdem wohl oder übel mit der großen Flasche an Bord unterwegs. Manchmal ist es doof, wenn man so klein ist und so wenig Platz hat.
Da wir das jetzt natürlich nicht so negativ stehen lassen wollen, drehen wir den Satz einfach wieder um: Oft ist es auch von Vorteil, wenn man klein ist. So können wir alle Wege fahren, an denen steht: „strictly no motorhomes or coaches“, kommen durch enge Gassen und an vielen Parkplätzen gibt es Höhenbegrenzungen mit einer entsprechenden Schranke. Selbst unter den 2,0 Meter Schranken passen wir durch und können dann dort parken / übernachten 🙂

Für unseren Weg Richtung Norden hatte uns Peter, unser Gastgeber aus Manchester (vielleicht erinnert Ihr Euch noch an ihn?), einige schöne Plätze verraten, die wir ansteuerten:

Wir verließen also Glasgow und fuhren landeinwärts in den Loch Lomond & The Trossachs National Park. Die Wettervorhersage versprach für eine ganze Woche keine guten Aussichten und so kamen wir im regnerischen Balloch an, wo wir uns am Visitorcenter mit Infos versorgen ließen.
Leider würde der vorhergesagte Regen keine angenehmen Outdoor Aktivitäten ermöglichen, weshalb wir schweren Herzens den Nationalpark in Richtung Glencoe verließen. Dort hofften wir auf wärmere Gefilde (oder zumindest wärmeren Regen 🙂 ) und freuten uns schon tierisch auf Berge und schöne Landschaften.
Als wir das schöne Tal erreichten, steuerten wir den von Peter empfohlenen Stellplatz in der Nähe des ehemaligen Visitorcenters an und trafen dort auf viele andere Camper, die dort bereits ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Darunter ein Paar aus Schweden, die uns auf ein Bier zu sich in ihren Bulli einluden. Anette und Nisse erzählten uns, dass sie auch ein Jahr Auszeit genommen hatten, jetzt aber bereits auf dem Rückweg nach Schweden waren. Schottland war ihre letzte Station auf der Reise. Ihr Blog lautet europaexpressen.wordpress.com. Wer sein Schwedisch aufbessern will, oder einfach nur die schönen Bilder anschauen möchte, kann ihnen ja einen virtuellen Besuch abstatten. Nach dem zweiten Bier, welches natürlich aus unserer Kühlbox gesponsort wurde, luden sie uns dann auf einen Besuch, oder zumindest eine „fika“ zu sich nach Hause in Schweden ein. Ein Angebot, welches wir gerne annehmen werden.
Aufgrund des anhaltenden Regens sind wir am nächsten Tag wieder aufgebrochen und haben uns das spektakuläre Tal „Glen Etive“ angeschaut. Auf einer winzigen Single Track Road quälte sich Hermis immer weiter in das Tal entlang des River Etive. Durch den Dauerregen schossen von allen Seiten zahllose Bäche die Berge herab. Uns begegneten Rehe, Schafe, gelber Stechginster und strahlend rosaner Rhododendron. Ganz am Ende des Tals ist ein See, an dem eine Szene von James Bond Skyfall gedreht wurde. Passend zu einer kleinen Regenpause kamen wir dort an und trauten uns zu einem kurzen Spaziergang aus dem Bulli.

Für den nächsten Tag war besseres Wetter vorausgesagt, sodass wir uns von James Bond verabschiedeten und direkt weiter nach Fort William fuhren. Wir wollten den vorerst einzigen Tag mit halbwegs gutem Wetter dazu nutzen, den Ben Nevis zu besteigen. Das ist der höchste Berg von ganz Großbritannien und deshalb stand er ziemlich weit oben auf unserer Bucketliste. Aber das Wetter hat uns dann in letzter Sekunde doch noch den Plan vereitelt. Als wir uns bereits in Outdoor-Schale geschmissen hatten und den morgentlichen Kaffee zuende geschlürft hatten, fing es mal wieder an zu regnen und die Wolken verdeckten jegliche Sicht. Nach kurzer Diskussion, wie viel Sinn es nun machen würde trotzdem loszuziehen, zogen wir nicht los, sondern deprimiert die Wanderklamotten wieder aus. Nachdem wir nun schon vier oder fünf Tage Dauerregen hatten, sank unsere Moral auf einen Tiefpunkt. Wir fingen schon an über eine mögliche Abreise aus Schottland direkt nach Malaga nachzudenken. Immerhin zeigte unsere Wetter-App für Malaga 27°C und strahlenden Sonnenschein. Wir hatten von Regen und Kälte so langsam die Schnauze voll. Aber das wäre ja auch Quatsch gewesen… oder?! Obwohl unsere Stimmung fast völlig im Eimer war und sich Körper und Geist nach Sonne und Wärme sehnten, empfanden wir es als sehr schade, Schottland in diesem Moment zu verlassen. Zumal wir uns auf Schottland besonders gefreut hatten! Nun schien unser Aufenthalt total negativ geprägt, dabei hatten wir die Schönheit dieses Landes noch gar nicht richtig entdeckt! Zwei Tage zuvor berichteten uns andere Reisende, dass der Norden während ihres Aufenthalts weder vom Regen noch von den Midges geplagt war. Und so trieben wir weiter in Richtung Inverness, um dort unser Glück auf der Scotland 500 Route zu suchen. Dort wollten wir die regnerische Woche überbrücken, in der Hoffnung, später bei besserem Wetter zurück zu kommen, um die Gegend um Fort William sowie die Inseln Skye und Mull zu erkunden.

Wir vebrachten sieben Tage an schottlands Nordküste. Am anstrengendsten war dieser Abschnitt mit Abstand für Bulli. Steigungen von über 25% rauf und runter, ständiges Stoppen und wieder Anfahren auf den schmalen Single-Track-Roads, wenn man dem Gegenverkehr ausweichen muss, was sich auch im Spritverbrauch niederschlug: auf der Autobahn verbraucht Hermis 6,1 l/100 km, auf den NC 500 ging es bis auf 8,1 l/100 km rauf. Eine Passstraße ist uns dabei besonders in Erinnerung geblieben: die Passstraße vor Applecross, auf der wir immer weiter und steiler bis hoch hinauf in die Wolken kletterten. Die Sichtweite war zum Teil unter 30 m und es war wirklich gruselig dort oben.
Auf der Reise entlang der Nordküste unternahmen wir kleine, sowie große Wanderungen, schauten uns interessante Plätze, Höhlen und Wasserfälle an, erlebten maximal zwei Tage mit überwiegend Sonnenschein und nur wenig Regen und verzweifelten weiterhin an den allgegenwärtigen Midges. Hier ein paar Eindrücke von den Scotland North Coast 500:

Ab und zu machten wir einen kleinen Abstecher von der offiziellen Route. Der schönste Abstecher war eine Zwei-Tages-Wanderung mit Zelt zum Sandwood Beach. Wir stellten Hermis an einem Parkplatz ab, packten unsere Rucksäcke voll mit Proviant und Campingausrüstung und wanderten durch ein schönes Tal zu einem wundervollen und abgelegenen Strand. Dort verbrachten wir einen magischen Abend am Strand mit tollem Sonnenuntergang und schlugen unser Lager inmitten der Dünen auf. Natürlich teilen wir auch hiervon gerne ein paar Bilder mit Euch:

Zum Abschluss der Reise durch die nördlichen Highlands begaben wir uns noch auf den Whisky-Trail und steuerten voller Vorfreude die Glenfiddich Distillerie in Dufftown an. Auch, wenn Deedee sich wunderte, wieso in Duff-town kein Bier gebraut wird. Yeah: Duff-Man!!
Bei der Führung ließen wir uns nicht nur den Prozess der Whiskyherstellung zeigen, es gab natürlich auch eine kleine Verkostung am Ende 😉 Für uns arme Würstchen nur den 12, 15 und 18 Jahre alten Whisky. Die teuerste Flasche, die wir im Giftshop gesehen haben kostet über 7.000 Pfund. Im Internet haben wir auch einen 50 jährigen Glenfiddich für über 22.000 Pfund gefunden. Der schmeckt bestimmt prima mit Cola 😀 😀
Jedenfalls verbrachten wir einen spannenden Mittag und verabschiedeten uns alsbald Richtung Fort William, wo wir noch eine Rechnung mit Ben Nevis offen hatten 😉

Cheers und bis bald

Eure Vagabullis

Kommentare sind geschlossen.