Russland – Land voller Kontraste

Russland – Land voller Kontraste

Hallo liebe Freunde 🙂

Jaja, schon gut: es ist ein paar Tage her seit unserem letzten Reise-Beitrag. Asche auf unser Haupt.
Seit November sind wir nun schon in Griechenland und hier haben wir so viele Dinge erlebt, dass wir das Bloggen gar nicht mehr auf dem Schirm hatten. Jetzt gerade stehen wir kurz vor der Grenze zu Albanien auf 1.000 m Höhe und frieren uns schon am Nachmittag bei unter 0°C Aussentemperatur den Popo ab. Zum Glück können wir es uns im Bulli schön muckelig machen: ein Hoch auf die Standheizung <3
Jetzt wollen wir aber erstmal ein wenig aufholen, denn wir sind Euch die letzten acht Wochen noch schuldig. Dann mal los…

 

St. Petersburg

Wir passierten also die Grenze nach Russland ohne größere Probleme und fuhren von dort direkt nach St. Petersburg. Wir besorgten uns als Erstes eine russische SIM-Karte, denn mit unserem EU-Roaming kommt man dort nicht weit. Man mag es nicht glauben, aber (noch) ist Russland nicht in der EU 😀 Dafür bekommt man für umgerechnet 3,50 Euro eine Karte mit unbegrenztem Datenvolumen, was also mehr als hinnehmbar ist.
Danach fuhren wir zu einem der wenigen Campingplätze in Russland, dem „Camp Neva“. Dieser ist zwar etwas ausserhalb gelegen, dafür kamen wir aber in den Genuß mit der Metro, dem Zug, der Marschrutka und dem Taxi zu fahren, was mehr als spannend war. Der Campingplatz war klein, aber sehr schön und der Besitzer versorgte uns mit allen möglichen Informationen zu Russland und vielen mehr.
Die nächsten zwei Tage waren von Sightseeing geprägt und davon, sich langsam an die Kälte zu gewöhnen. Über die Innenstadt von St. Petersburg muss man ja nicht mehr so viele Worte verlieren: es ist einfach eine Stadt der Superlative. Ein Prachtbau reiht sich an den Nächsten, dazu die breite Neva und darüber die bombastischen Brücken. Jede andere Stadt wäre froh, wenn sie eines solcher Monumente hätte, in „Piter“ ragen sie egal wo man hinschaut aus dem Boden. Nur mit dem eigenen PKW sollte man lieber nicht durch die Stadt fahren, denn der Verkehr ist sehr wild.
Tipp: seit Sommer 2019 benötigt man kein Visum mehr, wenn man St. Petersburg für maximal 14 Tage besuchen möchte. Und das sollte man nutzen. Hier ein paar Impressionen aus dem ehemaligen Leningrad:

 

Ladogasee

Da wir schon ganz in der Nähe waren, wollten wir die Gelegenheit nicht verpassen, den größten See Europas zu umrunden: den Ladogasee nordöstlich von St. Petersburg.
Wir tuckerten durch viele kleine Dörfer und Ortschaften und steuerten das Örtchen Ruskeala an, welches für den Ruskeala-Bergpark und die Marmorfelsen bekannt ist. Uns war nicht bewusst, dass wir dabei in eine andere Republik von Russland fuhren und so erlebten wir zu später Stunde eine etwas gruselige Begegnung.
Man sollte wissen, dass sich das mit dem „Van Life“ in Russland nicht so einfach gestaltet: Campingplätze gibt es so gut wie keine und sich einfach mal eben einen Platz zum „Freistehen“ zu finden war auch nicht immer leicht. So fuhren wir bis in die Dunkelheit durch einsame, von Wäldern umschlossene Straßen und suchten einen Platz zum Ankommen und Schlafen. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Grenzposten auf, mit Maschinengewehren ausgestattete Soldaten signalisierten uns, anzuhalten. Unsere Pässe wurden kontrolliert und uns wurden viele Fragen bzgl. des Grundes und des weiteren Verlaufs unserer Reise gestellt. Fotos vom Bulli wurden gemacht und unsere Handynummer notiert. Auf die Frage hin, wozu der ganze Spaß sei, wurde uns versichert, dass es gängige Praxis sei, die der Sicherheit dienen solle. Aha. Nach einigen Tipps zu den Sehenswürdigkeiten der Republik Karelien sowie der Warnung vor den nächtlichen Minusgraden durften wir, äußerst über dieses Zusammentreffen irritiert, weiterfahren. Der Versuch, auf einer von riesigen Schlaglöchern übersähten Straße einen Campingplatz anzusteuern, gab uns den Rest und wir landeten am Ende auf dem tristen Parkplatz eines Hotels, wo wir schließlich die Nacht verbrachten.
Am nächsten Tag machten wir eine kleine Wanderung durch den Ruskeala Bergpark und fanden direkt im Dorf einen sehr ursprünglichen und einfachen Campingplatz in wunderschöner Lage, wo wir den Tag am Lagerfeuer ausklingen lassen konnten.
In den meisten Dörfern fanden wir Kriegsdenkmäler, welche häufig mit Kriegsgerät ausgeschmückt waren und sich fast ausschließlich auf den Zweiten Weltkrieg bezogen.
Was man leider ebenfalls an jeder Ecke fand, war Müll. Viele schöne Plätze am Ufer des Sees ähnelten einer Mülldeponie, so dass wir auf den Fotos immer besonders auf die Perspektive achten mussten 🙂
Als wir mal wieder zu später Stunde auf der vergeblichen Suche nach einem Stellplatz waren, hielten wir an einem Gästehaus, um die nette Besitzerin zu fragen, ob wir auf ihrem Parkplatz übernachten dürften. Diese beäugte uns mißtrauisch und war sichtlich darüber verwundert, dass wir komischen Touristen in unserem Auto schlafen wollten, gab uns aber das OK dazu. Als sie nach einem kurzen Small Talk etwas mehr Vertrauen geschöpft hatte, lud sie uns zu sich ins Haus auf einen Tee und Kekse ein. Deedee dachte sich immer wieder: „Wie gut, dass Vicky russisch spricht.“.

Die große Schwierigkeit einen Stellplatz für die Nacht zu finden löste auf Dauer wirklichen Stress bei uns aus. Die vielgenutzten Apps zur Platzsuche waren in Russland leider nutzlos und sobald man die Hauptstraßen verlassen wollte, brauchte man fast immer ein Allradfahrzeug mit viel Bodenfreiheit. Und sich irgendwo in der Pampa Russlands festzufahren, das wollten wir auf keinen Fall riskieren. Dazu kam, dass es schon so früh und schnell dunkel wurde. Zieht man nun von den wenigen hellen Stunden des Tages die Zeit für die manchmal stundenlange Stellplatzsuche ab, dazu die langen Distanzen, die man zurück legen muss, dann bleibt vom Tag nicht viel übrig und man war während der eigentlichen Tagesaktivitäten unterbewußt immer unruhig, ob man es heute wohl schaffen würde, einen halbwegs gescheiten Platz für die Nacht zu finden. Ein nicht gerade entspannter Zustand 🙁
Auch die Fahrten an sich waren nicht unbedingt entspannt. Die Einheimischen drängeln wie die Irren bis auf wenige Zentimeter heran, überholen waghalsig in Kurven und vor Kuppen und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden hier komplett ignoriert. Man brettert unbeeindruckt von Ortsschildern und Zebrastreifen mit über 100 km/h durch Dörfer und als Highlight wurden wir einmal in einer Baustelle mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h zuerst von einem Linienbus und dann von einem LKW in einer Kurve überholt, obwohl wir schon mit 80 km/h unterwegs waren. Oft haben wir uns gedacht: „Hoffentlich kommt uns in der nächsten Kurve nicht auch einer dieser Wahnsinnigen auf unserer Spur entgegen.“

Wie es mit unserem mörderischen Aufenthalt in „Mother Russia“ weitergeht, das erfahrt Ihr schon bald…
Bis dahin gehabt Euch wohl

Eure Vagabullis

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