Norwegen – Lofoten Vesterålen Nordkap

Norwegen – Lofoten Vesterålen Nordkap

Wie schon im letzten Beitrag angekündigt, machten wir uns nach dem wundervollen Kungsleden wieder auf den Weg nach Norwegen. Denn wir wollten uns noch unbedingt die Lofoten ansehen und liebäugelten damit, auch noch bis zum Nordkap ‚hoch‘ zu fahren.
Zunächst führte unser Weg nochmals über Abisko, wo wir aus Gründen des Wehmutes noch einmal die ersten Schritte des Kungsleden spazierten.


Je näher wir den Lofoten kamen, umso facettenreicher wurde das Terrain. Immer steiler ragten wilde Bergformationen aus dem Wasser heraus. Die Landschaft wechselte ständig zwischen saftig grün und steinig rauh.
Etwas südlich der Inselgruppe machten wir eine tolle Wanderung zu einem Bergrücken, der mit einer Steilklippe schroff ins Meer abfällt und einen überwältigenden Ausblick auf die Lofoten bietet. Der Weg dort hinauf war zwar manchmal etwas fragwürdig und wir mussten mehr als einmal etwas frei Schnauze durch die Pampa kraxeln, aber das Wetter war herrlich warm und sonnig und das Panorama war es das wert.
Oben angekommen genossen wir die Aussicht, als plötzlich ein Adler auftauchte und sich über uns majestätisch in die Höhe schraubte. Während wir versuchten, ihn mit der Linse zu fokussieren, tauchte plötzlich ein zweiter Adler auf. Sie schraubten sich immer höher und flogen zum gegenüber liegenden Berg herüber. Dort tauchten weitere Raubvögel auf, sodass wir am Ende fünf Adler sehen konnten. Whhhaaattt!!??!! An der Stelle hätten wir uns ein Teleobjektiv gewünscht. Hatten wir aber nicht, deshalb müsst Ihr jetzt die schwarzen Striche in den Bildern suchen 😀

Dann ging es endlich auf die vielgerühmte Inselgruppe. Diese empfing uns aber erstmal mit einem heftigen Gewitter. Wir suchten Schutz auf einem Campingplatz, auf dem schon die Lichter in der Rezeption aufgrund der Blitze flackerten. Zu unserem Glück gab es eine überdachte Feuerstelle, sodass wir mit Stockbrot, Grillwürstchen und Gitarrenmusik das Unwetter abwarten konnten. Dort trafen wir außerdem zwei Paare aus Deutschland, die mit ihrem T3 bzw. T4 durch Norwegen reisten und konnten uns ein wenig austauschen. Hier hatten wir zudem endlich die Möglichkeit, unsere seit mittlerweile drei Wochen angesammelte Wäsche zu waschen. Man muss wissen, dass es in skandinavischen Ländern keine Waschsalons gibt, allerhöchstens vielleicht in den Großstädten. Und davon gibt es hier nicht viele 🙂

Unsere Reise führte uns weiter südwestlich auf die Inselgruppe. Wir besichtigten diverse Sehenswürdigkeiten und machten noch einige schöne Wanderungen, die zum Teil überraschend viel Kletterei erforderten. Insbesondere sei hier die Wanderung zum Berg Floya bzw. zu der sogenannten „Teufelsbrücke“ zu erwähnen, die es echt in sich hatte. Deedee, der Mutige, traute sich auf den als Brücke getauften, umgefallenen Fels, der einige Meter über dem Boden oberhalb eines Abgrundes zwischen zwei Bergen eingeklemmt ist und eine nette Fotolocation darstellt 🙂

Zum Glück war die Saison schon so gut wie vorbei, sodass wir keine Probleme hatten Stellplätze zu finden, denn uns wurde des öfteren erzählt, dass es dort nicht möglich sei, frei zu stehen.
Das Fazit zu den Lofoten fällt uns etwas schwer: auf der einen Seite war es wunderschön, auf der anderen Seite hatte uns das Wetter meistens die schönen Aussichten verhagelt. Aufgrund der Kälte und des Regens war es draußen oftmals einfach so ungemütlich, dass man die Natur nicht wirklich genießen konnte. Aber seht selbst:

Und nun noch ein kleiner Zeitsprung und eine Anekdote vom Bussfest in Schweden:
Als wir die Schweden, Norweger und Finnen auf dem Bullitreffen nach Reiseempfehlungen befragten und als Dank für die Tipps unseren Aufkleber verschenkten, sagte einer der Norweger plötzlich: „Ich kenne den Ort, wo das Motiv auf dem Aufkleber ist.“ Und wir so: „Näää, das ist ein Phantasie-Ort, den gibt es gar nicht wirklich.“ Und er so: „Doch, doch! Kommt morgen zu uns an den Bulli, dann gebe ich Euch die Koordinaten, das ist auf den Lofoten.“ Und wir so: „Das gibt es doch gar nicht.“ Unser Aufkleber wurde von Hartmut, Daniels ehemaligem WG Mitbewohner gemalt. Wir haben nur gesagt, dass wir gerne einen Berg, das Meer und den Bulli drauf haben wollen und Hartmut hat dann ein Aquarell gemalt und eingescannt und daraus haben wir einen Aufkleber gemacht. Sehr gespannt haben wir am nächsten Tag die Koordinaten notiert und waren wirklich aufgeregt, als wir dann endlich dort ankamen. Dummerweise war die Straße zu genau dem Spot inzwischen gesperrt worden. Also platzierten wir den Bulli vor der Absperrkette und knipsten ein paar Bilder. Auch das Wetter spielte nicht mit und so gibt es leider keinen romatischen Sonnenuntergang, sondern nur einen verregneten Berg im Hintergrund. Aber: eine gewisse Ähnlichkeit ist doch zu erkennen. Und, dass dieser Kerl aus dem Gedächtnis heraus sofort sagen konnte, dass es diesen Ort gibt, ist wirklich ein kleines Kuriosum.

VagabulliSticker

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Als Geheimtipp besuchten wir dann noch die Vesterålen. „So schön wie die Lofoten, aber weniger überlaufen“, sagte man uns. In der Tat waren die Versterålen zu unserer Reisezeit gar nicht überlaufen, landschaftlich war es aber schon was anderes.
Wir machten Station in Bleik, von wo aus wir die Küste erkunden wollten und eine Wanderung auf den Måtind machten, um noch einmal vom Norden aus eine schöne Aussicht auf die Lofoten zu haben. Zu Beginn des ausgeschilderten Wanderweges war Klettern angesagt. Über rutschige Felsen ging es hoch und runter die Küste entlang, das tobende Meer stets zu unserer Rechten. An einem Sandstrand vorbei ging es dann sehr steil einen Hang hinauf. Der immer steiler werdende Pfad und die Sonne brachten uns richtig ins Schwitzen. Aber dann, gerade mal etwa 100 Höhenmeter unter dem Gipfel, zogen plötzlich dicke Wolken auf und die Sichtweite ging auf unter 50 m zurück: wie ärgerlich!! Die letzten Meter durch die ‚graue Suppe‘ waren wieder etwas lockerer, aber leider gab es keine schöne Aussicht mehr 🙁
Auf dem Rückweg haben wir uns sogar noch etwas verlaufen, da man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Ein Hoch auf GPS und Smartphones, die uns zumindest grob auf der Route halten konnten.

Weiter ging es nach reichlich Überlegungen zum Nordkap. Da es mittlerweile richtig kalt geworden war und ziemlich oft regnete, waren wir uns bzgl. dieser Reise zunächst sehr unschlüssig.
Dennoch machten wir uns auf den Weg dorthin… „wenn man schon so nah dran ist…“ und mussten feststellen, dass allein die Fahrt schon aufregend genug war. Wir fuhren immer wieder durch kilometerlange Tunnel, immer schön steil bergauf und bergab. Die Besiedelung wurde immer dünner, die Umgebung rauher. Bäume verschwanden, Sträucher verschwanden… Es gab schlicht und einfach kaum Vegetation. Was es hier allerdings reichlich gab war Regen und Nebel -.- Als wir am Kap ankamen, schüttete es wie aus Eimern, der Wind blies uns halb von der Straße, es war kaum möglich auszusteigen ohne sich anzuseilen und man sah quasi nix. Eigentlich so, wie man sich das Nordkap so vorgestellt hat 😀
Wir suchten uns einen kleinen Parkplatz zum Übernachten nicht weit vom Kap entfernt. Und hier wartete schon die nächste Hiobsbotschaft auf uns: Unsere Bordbatterie war leer. Schock die Bohne!! Wtf! Das bedeutete: kein Licht, keine Standheizung, keine Kühlbox, keine Wasserpumpen und keine Handys aufladen. Was war da los?! Klar, da die letzten Tage kein Sonnenstrahl auf unsere Solaranlage gefallen war, kam von dort kein Strom. Aber für solche Fälle hatten wir ja unseren Ladebooster. Dieses Wunderwerk der Technik versorgt unsere Bordbatterie mit Strom, solange der Motor läuft und die Lichtmaschine Strom liefert. Und wir sind die letzten Tage viel gefahren, also müsste die Batterie eigentlich voll sein. Nach einer kurzen Fehlersuche mit dem Multimeter stellte sich schnell raus, dass der Booster defekt war. Die Ladekontroll-LED leuchtete zwar munter vor sich hin, es wurde aber kein Strom an die Batterie durchgeschaltet. Und selber reparieren konnten wir das Ding auch nicht. Also blieb uns nichts anderes übrig, als unser Schicksal zu akzeptieren. Jetzt hieß es Zähne zusammen beißen und bei 5°C, Sturm und Regen die Nacht durchzubibbern. Wir schrieben schnell noch eine Mail an den Hersteller des Gerätes und baten um Unterstützung, rechneten aber nicht wirklich mit einer schnellen Antwort. Die nächste Zeit würden wir wohl mit den Einschränkungen leben müssen. Natürlich fiel das Wort „Thessaloniki“ in den folgenden Tagen relativ häufig und wie lange wir brauchen würden, wenn wir uns auf direktem Weg dorthin machen würden 😀

Nach einer kalten Nacht, einem heißen Kaffee und einer gewissen Portion Unmut fuhren wir am nächsten Morgen zeitig zum pseudo-nördlichsten Punkt Europas. Denn wer früh genug kommt, muss noch keine Parkgebühren zahlen. 56 Euro knöpfen die lieben Norweger einem ab, wenn man zu den regulären Öffnungszeiten dort auftaucht. Das war uns dann doch eine Nummer zu teuer. So konnten wir die Schranke also kostenlos passieren und sogar das Wetter war uns heute ausnahmsweise mal hold: wir hatten freien Blick auf das Kap und das Meer. Auch ein Teil der Ausstellungen konnte man kostenlos besuchen und wir sind jetzt Experten was Erddrehung, das Taumeln der Erdachse, den Polarkreis und die Sonnenwenden angeht.

Nach ein paar Stunden Aufenthalt machten wir uns wieder vom Acker mit Kurs auf die finnische Grenze. Schon an diesem Tag klingelte plötzlich unser Handy. Da wir in letzter Zeit ständig Spam-Anrufe von irgendwelchen dubiosen Finanz- und Immobilienagenturen bekommen, wollten wir erst gar nicht dran gehen. Wieso auch immer, ging Daniel dran und es war tatsächlich Votronic, die Firma, die den Ladebooster hergestellt hat. Der nette Mensch am anderen Ende der Leitung schlug ein paar Tests vor, die wir aber am Vortag bei der Fehlersuche bereits durchgeführt hatten. So war die einzige sinnvolle Maßnahme, das Gerät nach Deutschland zu senden. Das war zwar in unserer Situation erstmal nicht wirklich einfach, aber jedenfalls toll, dass sie sich so schnell gemeldet haben. Ein dicker Daumen hoch für diesen Kundenservice!

Wie es mit dieser spannenden Geschichte und unserer stromlosen Weiterreise weiter ging, das erfahrt Ihr im nächsten Blogeintrag. Also bleibt uns treu 😉

Wir sind mittlerweile bereits im kaaaaaaalten Russland, wo es nachts schon Minusgrade gibt und senden Euch dennoch warme und herzliche Grüße

Viktoria und Daniel

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