England – Wales
Ursprünglich war es unser Plan gewesen von Dover aus in nordwestlicher Richtung über London nach Manchester zu fahren. Auf unserer Abschiedsparty erzählte uns Franky aber dann, dass er es in Wales sehr schön fand (Danke nochmals für den Tipp, Frank!). Deshalb sind wir dann auch von Dover die Südküste entlang nach Cornwall gefahren, um von dort aus dann nach Wales abzubiegen.
Erst nach Einbruch der Dunkelheit kamen wir im Süden von Wales an und Mrs. Navigatorgirl Vicky suchte uns einen kleinen zweeten Parkplatz out in the nowhere und hat damit schon unser erstes kleines Abenteuer in Wales besiegelt: die Straßen wurden kleiner und kleiner, die Spuren schmaler, es wurde immer hügeliger, aus zwei Spuren wurde eine, es ging tief in einen Wald hinein, die Straße wurde so schmal, dass der Bulli nur noch so gerade durch die Hecken, die zu beiden Seiten des Weges standen, durch passte. Immer steiler ging es meistens bergab. Es war schon etwas mulmig und wir fühlten uns wie Hänsel und Gretel, die sich gerade selbst im Wald aussetzten 😀
Der kleine Parkplatz war dann allerdings wirklich ganz schön und wir schlugen unser Nachtlager auf.
Am nächsten Morgen gab es eine angenehme Überraschung: der Platz lag direkt an einem kleinen Bach, an dem ein schmaler Pfad entlang führte.
Entzückt von dem Anblick wanderten wir ein paar hundert Meter den Bach hinauf und fanden eine schöne Stelle, an der man gut ins Wasser steigen konnte. Voller Übermut liefen wir zurück zum Bulli, statten uns mit Waschlappen, Handtüchern und frischer Wäsche aus, um anschließend – zwar erst etwas zögerlich, dann aber beherzt – in das eiskalte Wasser zu steigen und uns ordentlich abzurubbeln, während der andere Schmiere stand 😀 Es war ein tolles Gefühl, sich im kristallklaren und eiskalten Wasser zu waschen. Hier ein Bild von unserem Outdoor-Badezimmer 😉
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Anschließend haben wir uns zu einer kleinen Wanderung aufgemacht, die an verschiedenen Stationen die Geschichte des Tales erzählt. Witzige Anekdote: In dem Tal wurde Draht hergestellt. Auf einer der Informationstafeln stand, dass extra Deutsche hierher eingeladen wurden, um den Einheimischen die Expertise zu vermitteln. Die Deutschen sagten, dass die Waliser so dumm waren und so langsam lernten, dass es fünf Jahre dauerte, bis sie es begriffen hatten. Kein Witz, so stand es dort geschrieben. Wir haben jedenfalls sehr geschmunzelt.
Nach der Wanderung suchten wir uns einen neuen Standort für die Nacht. Wieder war es ein kleiner Waldparkplatz abseits der nächsten Ortschaft.
Da es bisher mit dem Frei Stehen so gut geklappt hatte, schliefen wir seelenruhig ein… was dann jedoch geschah, damit hätte wirklich niemand gerechnet!
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Na gut, dann auch ohne Premiumaccount:
Mitten in der Nacht schlägt jemand gegen den Bulli! Daniel wacht auf und denkt: „Was zum Henker?!“ Und wieder: *bumm*bumm*bumm* „Open up!“ Daniel zu Viktoria: „Wach auf, gib mal die Taschenlampe.“ Und Vicky so: „Hö???“. „Da draussen ist jemand, gib mal die Taschenlampe!“. Und Vicky so: „Hööö?!??“. Draussen wieder: *bumm*bumm*bumm* „Open up! Police!“. Und Daniel so: „Taschenlampe!!“. Und vicky so: „Hööööööö???“. Naja, Daniel hat dann die Tür geöffnet. Natürlich hatte er die Alarmanlage vergessen, die in dem Moment dann erstmal fröhlich vor sich hin krakeelte. Und Daniel so: „Höööö??“ 😀 Und die Polizisten, die direkt vor der Sirene standen so: „Hööö?!“. Lustig (zumindest im Nachhinein) war, dass die Polizisten dann erstmal um den Bulli rumkommen mussten, da sie auf der falschen Seite standen. Bzw. die Tür bei uns ja auf der anderen Seite ist, weil Linkslenker und sie ja nur Rechtslenker gewohnt sind. Wie dem auch sei: in der Erwartung, jetzt einen Einlauf zu bekommen und Strafe zahlen zu müssen, gaben wir uns unserem Schicksal hin. Die Polizisten jedoch total freundlich: „It’s okay, it’s okay.“. Wahrscheinlich dachten sie, dass wir absichtlich den Alarm aktivierten hatten. Naja, nachdem wir die Alarmanlage deaktiviert hatten, sagten sie uns, dass sie auf der Suche nach einer vermissten Person seien und ob wir sie gesehen hätten. Hatten wir aber nicht. Daraufhin wünschten sie uns eine gute Nacht und zogen wieder ab. Trotz der aufregenden Begegnung schliefen wir kurz danach wieder ein. Denn es nahm uns etwas die Sorge davor, von der Polizei erwischt zu werden. Das Frei Stehen war ihnen ja offensichtlich relativ egal.
Am nächsten Morgen begann unsere Suche nach einer Wäscherei, oder einer „Laundrette“, wie der Engländer zu sagen pflegt. Mittels Google Maps steuerten wir ein solches Etablissement an. Google führte uns direkt ins dunkelste Ghetto von Newport. Allerfeinste Dortmund-Nordstadt- oder Essen-Altenessen-Atmosphäre. Zum Glück war ein Parkplatz direkt vor dem Waschsalon frei. Denn den Bulli hätten wir dort nicht länger als zwei Minuten aus den Augen gelassen. Nicht nur, dass der gelbe Bulli mit der Heckbox so schon auffällig genug wäre, das deutsche Kennzeichen enttarnte uns auch direkt als Touristen. Etwas beschämt ertappten wir uns dabei, von falschen Vorurteilen erfüllt zu sein. Shame on us! Nachdem wir die Wäsche abgekippt hatten fuhren wir zum nächsten Krankenhaus. Keine Panik, es gab keine Verletzten, aber auf der Suche nach einem Ort für Körperhygiene kamen wir dort vorbei und dachten: „Da gibt es sicherlich halbwegs gepflegte Toiletten, wo man sich auch Zähne putzen und durchs Gesicht waschen kann.“ Um die Zeit bis zum Fertig werden der Wäsche zu überbrücken spazierten wir durch einen Park und kletterten dort auf Bäumen rum.
Dann sammelten wir die Wäsche ein und fuhren weiter in den Brecon Beacons Nationalpark.
Mit Hilfe von Google Maps fanden wir eine kleine Farm, die einige Zeltplätze anbot und außerdem nicht nur offenes Feuer erlaubte, sondern auch direkt Feuerholz anbot. Ja great!
Mitten in den Beacons juckte es uns natürlich in den Wanderschuhen, weshalb wir am nächsten Tag den Dragon’s Tail Trail hinauf kletterten und anschließend teilweise etwas orientierungslos abseits der Wege durch ein Tal wieder hinab stiegen. Das war ein Tipp des Farmers. Die Flächen sind wie er sagte „Open Access“. Es ist erlaubt, daher zu laufen, wo man mag. Es ist also okay, abseits der Wege zu gehen. Mit der Ansage „turn left at the lake and keep the river at your left“ turnten wir left und kepten den Bach at our left. Es gab allerdings ziemlich viele Bäche dort. Nach dem ein oder anderen nassen Matschfuß und deutlich mehr Metern, als wir gedacht hätten, kamen wir dann doch heil und passend zum Abendessen wieder an der Farm an. Zum Glück hatte der Farmer uns eine Karte mitgegeben.
Und nach dem Abendessen machten wir uns ein gemütliches Feuer an, spielten Gitarre und tranken Bier und Martins Schnaps 🙂
Auf dem Weg zur Farm sahen wir ein Schild, auf dem was von Wasserfällen stand. Wir fragten die Farmer und sie erzählten uns, dass es in der Nähe einen Wasserfall gibt, hinter den man hinter gehen kann. Dort wurden auch Szenen für den Film Batman gedreht. Uiiiii, das wollten wir aber sehen. Also führte uns unser nächster Weg dorthin. War allerdings nicht so spektakulär wie erwartet. Es war grad nicht so viel Wasser da und auch Batman glänzte durch Abwesenheit. Dafür umso mehr Touristen. Es ist echt etwas gemein, dass man nicht so wirklich aus tiefstem Herzen über all diese doofen Touristen ablästern kann, die einem immer im Bild stehen und laut sind, wenn man selbst ja auch irgendwie einer ist 😀
Als wir jedoch dem Wanderweg weiter talabwärts folgten, war er ab dem Abzweig zum Parkplatz wie leergefegt und wunderschön und wir haben noch einen kleineren Wasserfall gefunden, an dem wir unsere nicht vorhandenen Fotoskills ausprobiert haben.
Nach soviel Wasser war uns wieder nach Feuer zumute. Deshalb checkten wir das Internetz abermals nach einer Farm, bei der man Feuer machen dürfte. Vicky wurde schnell fündig und so ging es wieder mal aufs Land, einen Berg hinauf, diesmal sogar bis zu 1st gear Steigungen. Die Farm lag inmitten wunderschöner Landschaft und am Fuße der Beacons. Von hier aus konnte man zahlreiche Gipfel erreichen, unter anderem den höchsten Berg des Nationalparks, den Pen y Fan. Das Wetter versprach warme Sonnenstrahlen ohne Ende. Trotzdem machten wir zuerst mal einen lazy day: einen Tag, an dem wir eigentlich gar nichts machen wollten. Wir chillten am Bulli rum und genossen das fantastische Wetter. Na gut, Deedee hat dann doch noch etwas an der Elektrik von Hermis rumgebastelt und die Sitzverstellungen geschmiert, während Vicky es vorzog sich einen leichten Sonnenbrand zuzulegen. Steht ihr gut 😛
Abends spielten wir etwas Gitarre und hockten vorm Bulli rum, als einer unserer wenigen Nachbarn rüber kam und uns an deren Lagerfeuer einlud. Da wir ja sehr kontaktfreudig sind und Lust auf Lagerfeuer hatten, nahmen wir die Einladung gerne an. Obwohl Beide Autos mit englischen Kennzeichen fuhren, stellte sich bald heraus, dass zwar Beide in England leben, der Eine jedoch aus Kanada, der Andere aus der Slowakei stammt. Wir verstanden uns auf Anhieb super, quatschten die halbe Nacht hindurch am Feuer und bekamen von den Beiden ein paar Geheimtipps, was man in der Gegend erkunden kann.
An dieser Stelle liebe Grüße an Mr. „Stainless Steel“ Iwan und Mr. „Ja Genau“ Karl 😀 😀 It was a pleasure to meet you!
Auf dieser Farm verbrachten wir drei wundervolle Tage voller spannender Geschichten, schöner Erlebnisse und schweißtreibender Wanderungen. Unter anderem auf den Pen y Fan und durch einen gruseligen, verborgenen Tunnel, bei dem man an den Ausgängen zunächst durch knietiefes Wasser Warten musste und der in der Mitte über hunderte Meter zappenduster war. Spooky!
Nun ist die Zeit gekommen die Brecon Beacons zu verlassen und nach Snowdonia weiterzuziehen, in dem der höchste Berg Englands auf seine Bezwingung wartet 😉