Zu Besuch bei Mütterchen Russland: Der Grenzübergang
Mit dem Ende unseres Estland Aufenthalts stand also eine Reise nach Russland an. Um das Visum haben wir uns bereits in Deutschland gekümmert und der Einfachheit halber diesbezüglich ein russisches Reisebüro in Dortmund kontaktiert. Die freundliche Mitarbeiterin half uns bei der Zusammenstellung der benötigten Unterlagen und schickte dann alles an die russische Botschaft, von welcher wir bereits nach wenigen Wochen unsere Pässe samt dreimonatigem Geschäftsvisum zurück erhielten. Das Ganze war finanziell zwar kostspielig, ersparte uns allerdings ziemlich viel Stress und verringerte die Gefahr einer Ablehnung abgrund von fehlenden oder nicht korrekten Unterlagen. Außerdem hätten wir uns um eine Einladung einer russichen Firma kümmern müssen, was so das Reisebüro für uns erledigte. Unsere Reise bedurfte schon genug an Vorbereitungen und Planungen, so konnten wir uns bei dem Thema Visa entspannt zurücklehnen 🙂
Die Russland-Reise verursachte dem ein oder anderen von uns Bauchschmerzen. Zu viele Leute hatten uns immer und immer wieder davor gewarnt, dorthin zu fahren. Nicht nur Familie und Freunde, auch andere Reisende, die wir unterwegs trafen ließen meist kein gutes Haar an Russland. Wir spielten kurz mit dem Gedanken, Russland zu „überspringen“ und auf direktem Wege gen Süden zu fahren. Wir zeichneten mögliche Routen, planten grob die Fahrzeiten, Russland rein, Russland raus. Nach langem Grübeln beschlossen wir, zumindest St. Petersburg und Umgebung anzusteuern.
Insbesondere Vicky hatte Angst vor dem Grenzübergang, davor, dass irgendwelche Fragen gestellt werden, dass die Axt in unserer Heckbox als Waffe eingestuft wird, dass wir von der Polizei permanent angehalten und nach Papieren gefragt werden, oder aus fadenscheinigen Gründen Strafen zahlen müssen, und und und… Kleiner Tipp: man sollte sich NICHT die Google Rezensionen zum Grenzübergang Narva – Ivangorod anschauen, weil die Kommentare teilweise echt böse sind. Das hatte Vicky dennoch gemacht und war etwas beunruhigt.
Auf der Seite des Auswärtigen Amtes fanden wir die Info, dass der Grenzübergang in Narva im Vorfeld bereits online registriert werden muss, damit Wartezeiten verkürzt werden. Dort wird eine verfügbare Uhrzeit gewählt und die anfallende Gebühr bezahlt.
Um 19 Uhr des 21. September standen wir also am Parkplatz der estnischen Waiting Area und warteten gespannt darauf, dass unsere Nummer aufgerufen wird. Als es dann soweit war, erhielten wir einen kleinen Zettel, der uns nun erlaubte, zum etwa drei Kilometer entfernten Grenzübergang zu fahren.
Vor lauter Aufregung und der leider etwas unübersichtlichen Grenzübergang-Wegweiser übersahen wir die lange Autoschlange, die rechts aus einer Seitenstraße heraus kam und fuhren direkt vor das Tor, hinter welchem die Grenzbeamten waren. Etwas planlos standen wir davor und einige Sekunden später wurden wir von einem höchst autoritär wirkenden jungen Grenzpolizisten zu sich gerufen. Es gab eine kurze Standpauke und den Verweis auf die wartende Schlange, wo wir uns natürlich sofort brav anstellten. Geiler Anfang, dachten wir uns und waren etwas zermürbt. „Der hat uns jetzt bestimmt auf dem Kieker und wird sich besonders viel Mühe geben, uns zu durchsuchen“, sagte Deedee. Da wir aber als saubere Vagabullis nix zu verstecken haben (außer der Axt, hihihihi), beruhigten wir uns schnell wieder. Bereits nach etwa 30 Minuten standen wir erneut vor dem Tor, diesmal legal 🙂
Das Prozedere war schnell und einfach, der junge Grenzbeamte von vorhin plötzlich sehr fröhlich gestimmt: „Pass bitte! Wohin geht’s? Was steht dort an? Cooler Wagen, fährt der sich gut? Oh ja, die Russen werden ihn mögen. Gute Reise!“
Ok, das ging schnell. Zügig ging es dann weiter an die russische Grenze. Mittlerweile war es dunkel geworden und alles wirkte irgendwie bedrohlich. An der Grenze bekamen wir erstmal ein Formular (Zolleinfuhrerklärung), welches uns eine freundliche Grenzbeamtin sogar in deutscher Sprache aushändigte. Die Mitarbeiter halfen uns dabei, das Papier auszufüllen, waren absolut korrekt und freundlich und warfen nur einen kurzen Blick in den Wagen. Auch hier die selben Fragen, die selben Antworten und nach insgesamt nur 1,5 Stunden waren wir auf russischem Boden und konnten es nicht fassen, dass der Grenzübergang so schnell und entspannt ablief.
Zum Übernachten suchten wir uns unweit der Grenze einen Parkplatz aus, an welchem die Grüne Versicherungskarte für PKW’s angeboten wird und Grenzsoldaten Autos anhalten, um die Papiere zu checken. Wir holten uns das O.K. für die Übernachtung an diesem wenig romantischen Ort, denn an eine Weiterfahrt war aufgrund der Uhrzeit nicht mehr zu denken. Am nächsten Morgen brachen wir ins nicht mehr weit entfernte St. Petersburg auf. Darüber erzählen wir euch im nächsten Blogbeitrag 🙂
Bis dahin: bleibt sauber 😛
P.S.: auf dem Beitragsbild seht ihr die Festung Ivangorod, die wir von estnischer Seite aus fotografiert haben!