In Wald und auf See durch Finnlands Natur
Wir hatten ja im letzten Blogbeitrag bereits verraten, dass wir zu dem Zeitpunkt schon in Russland waren. Doch bevor es so weit war, mussten einige Arbeiten am Bulli durchgeführt werden. Das Wichtigste Anliegen war wohl die Lösung des Problems mit dem defekten Ladebooster. Wir steuerten also zeitnah das nächstgrößere Städchen an, um unser Päckchen zu Votronic zu schicken. Die würden sich dann nach erfolgreicher Reparatur wieder bei uns melden, um eine Adresse mitgeteilt zu bekommen, damit das Gerät wieder in unsere Hände gelangt.
Abgesehen von dieser „Kleinigkeit“ stand auch dringend ein Ölwechsel an, denn Hermis hatte seit seiner Instandsetzung bereits 20.000 km auf dem Buckel! Da hatten wir wohl etwas gepennt 😮
Wir nutzten unsere Bekanntschaften vom Bussfest und fragten via Facebook in der finnischen Bulli Community nach Unterstützung. Schwupsi wupp wurden wir von Tuomo an Jouni vermittelt, der Hermis in dem kleinen Städchen Inari einen Ölwechsel verpasste. Er selbst fährt einen ultra coolen Syncro mit extra Höherlegung und super Scheinwerfern 🙂 War eine nette Bekanntschaft und Hermis schnurrte wie immer wie ein Kätzchen, nur frischer 😉
Bei der Gelegenheit ersetzen wir den leeren Platz des Ladeboosters durch ein 40A Relais, welches wir als Ersatzteil glücklicherweise dabei hatten. Dadurch konnten wir die Boardbatterie während der Fahrt durch die Lichtmaschine mit laden. Zwar nicht optimal, da diese Batterie vom Typ AGM mit höherer Ladeschlussspannung ist, aber bei enthaltsamer Nutzung reichte es zumindest wieder für den Betrieb der Kühlbox und Standheizung. Das ist ja schonmal was!
Ganz unverhofft und zufällig fanden wir auf dem Weg das „Santa Claus Village“, oder auch Weihnachtsmanndorf genannt. Es liegt bei Rovaniemi genau auf dem Polarkreis und ist eine Ansammlung von Kommerzbuden, die in ihrem Namen einfach den Begriff „Santa Claus“ eingebaut haben. So gibt es 3,5 Milliarden Santa Claus Souvenir Shops, einen Santa Claus Snowmobil Laden, Santa Claus Holiday Village, die Santa Claus Husky Farm, usw. Naja, Vicky versuchte Geschenke zu mopsen, während Deedee seine Wünsche im Buch des Weihnachtsmannes notierte. Mal sehen, ob es dieses Jahr endlich das lang ersehnte Einhorn geben wird 😀
Wir fuhren weiter gen Süden und freuten uns, die Weiten der finnischen Landschaften zu erkunden. Wir fanden tolle Stellplätze und Campingplätze, saßen abends am Lagerfeuer und genossen die Ruhe der finnischen Natur. Die Finnen verstehen es, einladende und urige Plätzchen für Naturliebhaber zu schaffen und wir sind froh, so viele von ihnen entdeckt zu haben 🙂
Auf unserer Skandinavien-Reiseliste war eine Kanufahrt ganz weit oben aufgeführt. Da wir bisher erst einmal in Schweden und auch nur kurz mit dem Kanu unterwegs waren, wollten wir es also spätestens hier in Finnland in Angriff nehmen 🙂 Wir suchten uns einen kleinen Campingplatz mit Kanuverleih aus und paddelten bei wärmendem Sonnenschein stundenlang auf dem wunderschönen Saimaa See. Wir machten ein Picknick auf einer der zahlreichen kleinen Inseln und es machte uns so viel Spaß, dass wir zwei Tage später noch einmal ein Kanu mieteten, um auf eine unbewohnte Insel des Linnansaari-Nationalparks zu paddeln. Dieser Nationalpark ist nur mit dem Boot zu erreichen und man muss dafür ca. 10 km auf Wasser zurück legen.
Die Tour war richtig schön, das Gewässer war allerdings nicht mehr so ruhig, weshalb sie es auch in sich hatte. Auf der Insel gibt es mehrere Möglichkeiten, sein Zelt aufzuschlagen. Es stehen außerdem überdachte Feuerstellen, Komposttoiletten und auch Hütten mit Holzofen zur allgemeinen Verfügung.
Wir entdeckten ein verlassenes Haus, in welchem noch bis in die 1950er Jahre die letze Familie lebte. Jetzt ist es für Inselbesucher zugänglich und es ist spannend, ein Stückchen in das Leben in dieser Zeit einzutauchen. Wir machten eine Wanderung, um uns die „unberührte“ Natur anzusehen und machten Bekanntschaft mit einer für uns bis dato unbekannten Spezies: der Hirschlausfliege. Kling kacke? Ist es auch! Diese garstigen Biester sind eine Ausgeburt der Hölle! Leider bemerkten wir sie erst, als sie schon auf unserer Kopfhaut Party feierten und der Inselbesuch endete mit den verzweifelten Bemühungen, die Viecher aus den Haaren herauszubekommen.
Wir waren froh, als wir wieder auf dem Wasser waren und die Plagegeister auf der Insel zurück gelassen hatten. Mittlerweile war das Gewässer sehr unruhig geworden. Windstöße und vorbeifahrende Motorboote ließen das Kanu auf den hohen Wellen ordentlich durchschaukeln. Kräfte- und nervenzehrend paddelten wir mit aller Kraft und nach ca. 1,5 Stunden und einer kurzen Meuterei erreichten wir erleichtert den sicheren Hafen. Puuuuh!
Nachdem wir auf den Lofoten die Teufelsbrücke erklommen haben, lief uns auf dem Weg durch Suomi (so heißt Finnland in der Landessprache) die Teufelskirche über den Weg. Das ist eine Z-förmige Höhle im Koli-Nationalpark. Diese erkundeten wir mit Taschenlampe und etwas Kletterei. War gar nicht so spannend, wie der Name vermuten ließ.
Ganz im Gegensatz zum bösen Satan traffen wir immer wieder auf liebe kleine und viel zu zutrauliche possierliche Tierchen. Diese waren zwar im Endeffekt immer nur auf Futter aus, aber hey(!) – sind wir das nicht alle? 😀
Bevor wir am Ende unseres Skandinavienabenteuers von Helsinki nach Tallinn übergesetzt sind, haben wir natürlich die Hauptstadt besichtigt. Helsinki ist eine schöne Stadt. Am besten haben uns aber die lustigen Namen der Angebote gefallen 😀 😀
Ein paar letzte Eindrücke folgen hier noch. Wir verabschieden uns schonmal und melden uns so bald es geht wieder. Tschööööööööö!