Irland – Wild Atlantic Way
Wooooow!! Leute! „Wtf!“ und „look at this“!! 😀
Mit den beiden Großstädten und den noch nicht ganz verdauten schlaflosen Nächten im Schlepptau durchquerten wir Irland in einem Rutsch von Osten nach Westen, um in Limerick auf den „Wild Atlantic Way“ (WAW) zu stoßen. Wir waren hungrig auf Natur, wilden Atlantik und menschenleere Fleckchen Erde. Und was sollen wir sagen: genau das erwartete uns dort. Entgegen unserer Erwartungen, in Irland nur flache, grüne Hügel mit Kerrygold-Kühen drauf vorzufinden, trafen wir auf eine atemberaubende, abwechslungsreiche Landschaft aus Meer, wunderschönen Stränden, Seen, wilden Klippen, die schroff aus dem Meer herausragen, Bergen und schmalen und steilen Straßen, die sich entlang des Ozeans durch die Landschaft winden. Schon in der ersten Nacht standen wir oben auf einer Klippe, nahe den Cliffs Of Moher, direkt am Abgrund zum tosenden Atlantik. Was für ein großartiges Gefühl!
Wir hatten allerdings ein wenig den Verdacht, dass Friedrich uns mit seinem orangenen T3 verfolgt 😀 😛
Wir folgten dem WAW gen Norden, das Meer stets zu unserer Linken. Auf unserem Weg trafen wir interessante Menschen, die uns manchmal Tipps bzgl. sehenswerter Orte gaben. Einen ganz witzigen Abend hatten wir, als wir in der Nähe der Stadt Galway einen mini kleinen Stellplatz für die Nacht fanden, der ganz nah am Wasser lag. Ein T4 mit österreichischen Kennzeichen kam angebraust und stellte sich direkt vor uns. Der Fahrer stellte sich als Micha vor und wollte uns nur den Tipp geben, uns etwas weiter weg vom Wasser hinzustellen, um uns und Bulli vor dem Ertrinken zu retten. Wir unterhielten uns über Musik, Bier und die Welt und hörten Micha beim Schwärmen über Connemara zu.
So besuchten wir zuerst das kleine Städtchen Galway mit seinen vielen Straßenmusikern und Cafés und sind am nächsten Tag ein Stück vom WAW abgebogen, um in die Alpen Irlands (wie er die Gegend bezeichnete) zu gelangen. Wir durchkreuzten die Region Connemara Richtung Nationalpark und erlebten dort einige wunderschöne, aber auch herausfordernde Wanderabenteuer. Wir versuchten uns an dem „Horseshoe“ der Twelve Bens, bei dem man sechs Gipfel auf einer Etappe von 15 km besteigen kann. Wir haben zwar nicht alle geschafft, waren aber dennoch am Ende erschöpft und glücklich.
Auf der Wanderung hat sich mal wieder bestätigt, wie wichtig es ist, mit den „Locals“ in Kontakt zu kommen. Denn wie bereits erwähnt, gibt es keine markierten Pfade auf den Bergen hier. Man muss sich selbst überlegen, welchen Weg man geht. Und ursprünglich hatten wir geplant, sollten wir nicht alle sechs Gipfel schaffen, einfach an einem beliebigen Bergrücken wieder Richtung Bulli abzusteigen. Kurz vor Gipfel #2 trafen wir einen Mann, der seit 20 Jahren durch das Gebiet wandert (natürlich nicht am Stück:)). Er sagte, es wäre nicht möglich, den Kamm seitlich herabzusteigen, da es viel zu steil ist und die Felsen zu locker. Das war dann auch der Grund, weshalb wir vorzeitig umdrehten und einen ähnlichen Weg zurück wählten wie hin. Safety first 😉
Wir beschlossen, dem WAW weiter zu folgen und die Insel Achill Island zu besuchen. Im Tourismusbüro holten wir uns nötige Infos für unseren Aufenthalt und die freundliche Dame empfahl uns, die Nacht am Parkplatz des traumhaft schönen Strandes „Keem Bay“ zu verbringen, was wir auch taten. Der Parkplatz scheint sich unter den Campern rumgesprochen zu haben und ist schon fast ein inoffizieller Campingplatz 🙂 Glücklicherweise ist dieser sogar mit Toiletten ausgestattet! 🙂
In den folgenden Tagen erkundeten wir die Klippen um Keem Bay, welches die höchsten Klippen Europas sind, zu Fuß. Außerdem schauten wir uns ein verfallenes Dorf („Deserted Village“) am Fuße des Slievemore an und genossen die sonnigen und warmen Tage auf der grünen Insel.
Nach einer Wanderung suchten wir zwecks Körperhygiene einen Campingplatz auf und machten dort eine interessante Begegnung mit Joe und den Midges.
Im Gegensatz zu der Begegnung mit den Midges, war die Begegnung mit Joe positiver Natur. Als alteingesessener Bewohner der Achill Insel aber auch als Reisender konnte er uns viele interessante und witzige Geschichten erzählen und gab uns Tipps zur Weiterreise.
Die Midges dagegen sind ebenfalls alteingesessene Bewohner der Insel, haben uns allerdings den Aufenthalt fast versaut. Das sind kleine, penetrante, stechende Biester, die hier gern ihr Unwesen treiben. Urplötzlich kommen sie zu Hunderten angeflogen und versuchen, einen aufzufressen. Wir waren auf diese Begegnung überhaupt nicht vorbereitet und wurden in der Abenddämmerung zu unfreiwilligen Blutspendern. Völlig ahnungslos hielten wir sie zuerst für Fruchtfliegen oder sonstige harmlose Minifliegen. Als uns allerdings bewusst wurde, was da eigentlich vor sich geht, war unser Bulli in jeder Ecke voll davon. So verbrachten wir die Nacht damit, den Bulli mit Deo einzusprühen, in der Hoffnung, die Biester zu vertreiben, und später damit, sie mit dem Waschlappen zu jagen. Jeder von uns hatte ungefähr 100 von ihnen erledigt, ein trauriger Abend. Am nächsten Morgen achteten wir panisch darauf, die Türen des Bullis nicht länger als eine Sekunde aufzulassen, denn die Konsequenzen können wirklich fatal sein 😀
Trotz Midges sollte unsere Reise in diesem wunderschönen und abwechslungsreichen Land weiter gehen, immer gen Norden.
Auf der Route erblickten wir eine kleine Farm, vor der mehrere verlassene Fahrzeugwracks rumstanden. Die dienten uns als Models bei der Erprobung unserer Fotoskills 🙂
Zwei alte BMWs, von denen der Eine vor ca. 30 Jahren auf einer Wiese abgestellt worden ist, der Andere ist kaum noch zu erkennen… Aber schaut Euch die Zeugen des Verfalls selbst an (wer die Modelle erkennen kann, kann sich ja gerne melden, dann ergänzen wir das hier):
Am Parkplatz des „Downpatrick Head“, einem frei im Atlantik stehenden Felsbrocken, trafen wir Doris und Toni. Die beiden Nürnberger hatten sich zwar mit einem gemieteten Camper mit Irischen Kennzeichen getarnt, verrieten sich aber mit ihrer Deutschen Sprache schnell 😀 Sie waren von Nord nach Süd unterwegs und so konnten wir uns über schöne Plätze auf der weiteren Route austauschen. Auf ihren Tipp hin fuhren wir zum Fairy Glen Sligo, einem kleinen verzauberten Tal.
Weiter ging es zur Slieve League, einer 601 m hohen, steil ins Meer abfallenden Klippe. Nachdem sich Hermis die lange und sehr steile Passstraße hochgequält hatte, gab es jedoch eine böse Überraschung für uns. Aus dem Motorraum plätscherte dampfende Kühlflüssigkeit auf die Straße! Oh nein! Um herauszufinden, was da genau los ist, mussten wir erstmal das Bettzeug nach vorne umpacken. Unter den neugierigen Blicken der anderen Touristen kamen wir uns dabei schon etwas doof vor. Naja, egal. Schnell war dann der Übeltäter gefunden: der Druckausgleichsbehälter hatte direkt unter dem Schraubdeckel Risse, aus denen sich das Wasser herausdrückte. Da wir jetzt eh nichts machen konnten, solange der Motor noch so heiß war, stapften wir erst einmal los Richtung Klippe. Aber auch wir liefen relativ schnell heiß. Wir fühlten uns beide schlapp, schwitzig und unwohl. Also drehten wir um, zumal die Klippe sowieso in Wolken lag und man keine Aussicht von dort gehabt hätte, füllten etwas Wasser nach und fuhren ganz langsam zum nächstgelegenen Campingplatz. Hier hatten wir dann etwas Ruhe, um den Behälter zu tauschen, den wir glücklicherweise als Ersatzteil dabei hatten. Hier nochmal ein dickes Danke an Martin und Ralf, die uns unter anderem bei der Auswahl der Ersatzteile sehr geholfen haben.
Unsere Reise auf dem WAW neigte sich langsam dem Ende zu und Nordirland stand als nächstes Ziel auf unserer Liste.
Bevor wir in einem Rutsch nach Derry / Londonderry / Stroke City knatterten, lernten wir auf einem Strandparkplatz das Paar John und Donna kennen und verbrachten einen netten Vormittag zusammen. Zuvor hatten wir in einem Blog über einen Strand, den „Murder Hole Beach“, gelesen und wollten uns das sehr angepriesene Örtchen ansehen. Wir fuhren also los und hielten an einem kleinen Parkplatz neben einer Farm. An dieser Stelle befindet sich der einzige Zugang zu dem Strand und ist durch ein Gatter abgetrennt. Zunächst waren wir etwas unsicher, da an dem Gatter Schilder angebracht waren, dass der Zutritt aufgrund der Anwesenheit eines Bullen auf dem Feld nicht gestattet sei. Um auf Nummer sicher zu gehen, fragten wir den Farmer, der uns das „GO“ gab.
Am Strand angekommen,, wussten wir, dass sich der Weg absolut gelohnt hatte! Es erwartete uns eine atemberaubende Bucht, wilde Felsen und kristallklares Wasser. Der Sand war beige, etwas grobkörnig und warm. Es war das Paradies! Um uns herum riesige Felsen mit riesigen, vom Wasser geformten Höhlen, was diesem Ort seinen Namen verleiht. Wenn man an der Straße, wo wir parkten, stand, konnte man nicht ahnen, was für eine Naturschönheit sich in 500 m Entfernung verbirgt. Obwohl wir auf der Durchreise waren, haben wir einige Stunden hier verbracht und den zauberhaften Ort und die Sonne genossen. Sollte eure Reise euch eines Tages nach Irland führen, besucht diesen Ort und nehmt euch ein paar Minuten zum Durchatmen.
Während wir inzwischen in Nordirland angekommen sind, wollen wir euch die Zeit bis zum nächsten Bericht mit diesen Fotos versüßen 🙂
Cheers!